Betschart, Edith

Verlässlichkeit einer positiven Varizellen-Anamnese bei Beschäftigten im Gesundheitswesen : am Beispiel neu eintretender Mitarbeitender des Luzerner Kantonsspitals. / [publication] : / Edith Betschart ; Projektbegleitung: Marcel Zwahlen - 2010 - 28 B. : Tabl. ; 30 cm

Health Care Worker (HCW) mit fehlender Immunität gegenüber Varizellen können sich infizieren und insbesondere aufgrund der präsymptomatischen Virusausscheidung PatientInnen anstecken. Da Varizellen im Erwachsenenalter schwer und bei RisikopatientInnen bedrohlich verlaufen können, sollten nicht immune HCW präventiv erkannt und geimpft werden. Die vorliegende Studie untersucht die Verlässlichkeit einer positiven Anamnese als Indikator für serologische Immunität. Vom 1.1. bis 31.5.2010 wurden in einem Kollektiv von 437 neu eintretenden Angestellten des Luzerner Kantonsspitals positiv prädiktiver Wert PPV, Sensitivität und Spezifität einer positiven Varizellenanamnese bestimmt mittels Vergleich der Selbstangaben im personalärztlichen Interview mit dem Resultat der IgG-Antikörper-Bestimmung (Goldstandard-Untersuchung). Mittels logistischer Regression wurden die Korrelation der Titerresultate mit der Anamnese und die möglichen Einflussfaktoren Alter, Geschlecht, Beruf, sozioökonomischer Status und privater Kontakt zu Kindern untersucht. 6% des Studienkollektivs waren nicht immun gegen Varizellen, Männer signifikant häufiger als Frauen. Der PPV einer positiven Anamnese lag bei 94.6% mit einem 95% Vertrauensintervall von 91.5% bis 96.8%. Es bestand keine Korrelation zwischen positiver Anamnese und serologischer Immunität (korrigierte OR = 1.27, 95% VI 0.52-3.07). Ausser dem Geschlecht hatte keiner der untersuchten Faktoren einen signifikanten Einfluss auf das Resultat. Gestützt auf den erhobenen PPV könnten bis zu 8% der HCW trotz positiver Anamnese nicht immun sein (untere Grenze Vertrauensintervall). Da die Anamnese kein geeigneter Indikator für Immunität darstellt, muss die Identifizierung nicht immuner Personen über ein serologisches Screening erfolgen. Ob dieses durchgeführt werden will, ist ein Ermessensentscheid, welcher die spezifischen Risiken des Betriebs einbeziehen muss. [Autorin, S. 2]